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Knowledge Centre on Translation and Interpretation

Technik in der Dolmetschausbildung

Der Einsatz von Technik in der Dolmetschausbildung gewinnt an Boden

Ausbildung zum/zur Dolmetscher/in

Die Technik hat auch in die Ausbildung von Dolmetscherinnen und Dolmetschern Einzug gehalten. Zu den bedeutendsten Entwicklungen gehören zweifellos Online-Redendatenbanken. Hilfsmittel wie die Redensammlung der GD Dolmetschen oder verschiedene Online-Videokanäle bieten reichlich Übungsmaterial für den Seminarraum oder für Zuhause.

Redensammlung

Andere Möglichkeiten bestehen darin, eine Redendatenbank aufzubauen oder eine Onlinegemeinschaft ins Leben zu rufen, wo Fachleute und Studierende Feedback geben und erhalten können. Das Thema „Wissensgemeinschaften“, sowohl online als auch offline, ist für Ausbildung und Forschung von wachsendem Interesse.

Videokonferenzen werden dazu genutzt, den Präsenzunterricht interessanter zu machen oder gar zu ersetzen („integriertes Lernen“). An manchen Hochschulen wird das gesamte erste Jahr eines Masterstudiengangs für Konferenzdolmetschen ausschließlich online angeboten. Im Zuge der COVID-19-Krise wurde an vielen Hochschulen der Onlineunterricht durchgängig integriert. Mehrere Wissensgemeinschaften am Dolmetsch-Wissenszentrum (KCI) befassen sich mit diesen Fragen. 

Die GD Dolmetschen (SCIC) hat ihr Online-Lernangebot weiterentwickelt und auf SCICtrain wird nun eine Reihe aufgezeichneter Übungskonferenzen angeboten.

Tablets in der Dolmetschausbildung

Warum Tablets?

Tablets sind aus vielen Gründen ein idealer Begleiter für Dolmetscher/innen. Sie sind handlich und nehmen in einer Tasche oder der Kabine nicht viel Platz weg. Zudem sind sie geräuscharm, denn diese Geräte arbeiten ohne lauten Ventilator. Und dank der langen Akkulaufzeit können sie in der Regel problemlos einen ganzen Tag lang eingesetzt werden. Zudem steht ein breites Spektrum von Apps zur Verfügung, die sich für viele Einsatzbereiche eignen. Tablets sind in gewisser Weise einfach etwas größer geratene Smartphones – mobile Geräte, mit denen heute nahezu alle Studierenden vertraut sind. (Viele der hier beschriebenen Einsatzmöglichkeiten für Tablets funktionieren tatsächlich auch gut auf einem Smartphone.) 

Bereitstellung

Es gibt zwei Hauptmodelle für die Bereitstellung von Tablets in der Dolmetschausbildung: das „BYOD“-Modell („Bring your own device“), bei dem die Studierenden ihre eigenen Geräte nutzen, oder aber die Bereitstellung von Geräten durch die Universität. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile.

Beim BYOD-Modell nutzen die Studierenden ihre eigenen Tablets, mit denen sie sich wahrscheinlich sehr gut auskennen. Lehrende und Mitarbeitende von Hochschulen können sich dabei jedoch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Geräte konfrontiert sehen, auf denen verschiedene Versionen unterschiedlicher Betriebssysteme laufen.

Universitäten oder Hochschulen stellen ihren Studierenden in der Regel Tablets von derselben Marke und desselben Modells zur Verfügung, was den Einsatz einfacher und effizienter macht. Studierende können entweder ein Gerät ausgehändigt bekommen, das sie während der gesamten Ausbildung behalten und nutzen können („Eins-zu-Eins-Bereitstellung“); alternativ können Tablets im Unterrichtsraum bereitgestellt werden, die die Studierenden während des Unterrichts nutzen. Für beide Modelle lassen sich Pro- und Kontra-Argumente anführen.

Allgemeine Erwägungen

Bevor wir uns näher mit dem Einsatz von Tablets in der Dolmetschausbildung befassen, soll auf ein paar allgemeine Aspekte eingegangen werden. Ein Tablet muss vollständig geladen und die Software auf dem neuesten Stand sein, damit das Gerät seinen Zweck vollauf erfüllen kann. Auch Zubehör wie Eingabestift oder Tastatur muss vollständig geladen und funktionsfähig sein. Bei intensiver Nutzung ist auch eine Tablet-Tasche oder ‑Hülle zum Schutz des Geräts empfehlenswert.

Um den Nutzen moderner Geräte voll ausschöpfen zu können, ist eine gute Internetverbindung erforderlich. Da alle Tablets über eine WLAN-Anbindung verfügen, können sie mühelos mit dem Hochschulnetzwerk verbunden werden. Daher sollten die Studierenden mit den Grundlagen der Internetnutzung und der Onlinerecherche vertraut sein und Basiskenntnisse im Bereich der digitalen Sicherheit, einschließlich des Schutzes der Privatsphäre und des Datenschutzes, haben. (Entsprechende Schulungen können von anderen Hochschulfachbereichen oder den zentralen IT-Diensten angeboten werden.)

Wenn ein Tablet im Unterricht oder bei einem echten Auftrag eingesetzt wird, sollten Benachrichtigungen ausgeschaltet sein (Modus „Nicht stören“), um Ablenkungen zu vermeiden.

Zuletzt ist es von entscheidender Bedeutung, dass Daten sicher und geschützt bleiben. Dolmetscher/innen sind zur Wahrung der Vertraulichkeit verpflichtet und müssen sicherstellen, dass die ihnen zur Verfügung gestellten Sitzungsunterlagen nicht in die falschen Hände gelangen. Daher müssen sie stets sorgfältig darauf achten, wo die Dokumente gespeichert werden und dass die verwendeten Apps die Vertraulichkeit wahren. Ein Beispiel: Wenn ein Dokument eingescannt und mit einer Texterkennungssoftware bearbeitet wird, werden möglicherweise Informationen an das Internet gesendet, ohne dass die Nutzerin bzw. der Nutzer dies bemerkt.

Sprachspezifische Aspekte der Tablet-Nutzung

Um den Einstieg in die Nutzung von Tablets beim Dolmetschen zu erleichtern, sollten zunächst einmal die Einstellungen an die persönlichen Präferenzen angepasst werden. Beispielsweise kann das Gerät auf eine Sprache eingestellt werden, die die Studierenden momentan erlernen, damit sie mehr Kontakt zur Sprache bekommen, Referenzwörterbücher können erstellt werden (sofern das Betriebssystem dies unterstützt), Tastaturen in den Arbeitssprachen der Studierenden können für die einfachere Texteingabe hinzugefügt werden oder die Studierenden erlernen zusätzliche Funktionen, um das Gerät besser zu beherrschen (z. B. Optimieren der Einstellungen für einen Eingabestift oder Erlernen von Gesten oder Wischbewegungen mit den Fingern zur schnellen Bedienung des Geräts).

Produktivität und Kommunikation

Mit Tablets lässt sich die Alltagsarbeit mühelos erledigen: Lesen und Schreiben von E-Mails, Festhalten von Notizen im Unterricht, Onlinesuche nach Informationen oder Teilnahme an Videokonferenzen im Rahmen des Fernunterrichts. Sie können noch müheloser als moderne Laptops auf dem Campus mitgeführt werden und verwandeln sich rasch und einfach in ein „digitales Notizbuch“.

Sprachenlernen und allgemeine Dolmetschausbildung

Neben einer Vielzahl von Referenz-Apps und -Wörterbüchern kann mit Tablets über den Browser auf die meisten Onlineressourcen zugegriffen werden. Vollfunktionale Apps bieten in der Regel den Vorteil, dass man auch dann mit ihnen arbeiten kann, wenn kein Internetzugang verfügbar ist. Qualität und Verfügbarkeit der Software hängen stark von der jeweiligen Sprache ab. Zusätzliche Funktionen wie die vorausschauende Suche, Listen mit zuvor gesuchten Begriffen oder integrierte Flash-Speicherkarten sind sehr nützlich.

Dank der Möglichkeit zur Teilnahme an Videokonferenzen über spezielle Apps oder einfach über den Browser können Studierende an Schulungsgruppen mit Studierenden der gleichen lokalen Hochschule teilnehmen oder sich sogar weltweit im Rahmen dauerhaft bestehender Online-Schulungsinitiativen vernetzen. Auch sind mittlerweile authentische Audio- und Videoschulungsmaterialien in nahezu unbegrenztem Umfang verfügbar.

Dank der integrierten hochwertigen Mikrofone und Kameras können die Tablets auch als Audio- und/oder Videogeräte für Schulungszwecke verwendet werden. Studierende können sowohl Reden anderer als auch ihre eigene Verdolmetschung dieser Reden aufzeichnen. Beim Unterricht im Konsekutivdolmetschen können Ausbildende Studierenden mithilfe der Videoaufzeichnung der Verdolmetschung konkretes Feedback zu allen einschlägigen Kompetenzen geben.

Vorbereitung von Einsätzen

Durch die Kombination des Browsers und einer App für Notizen (beides in der Regel vorinstalliert) sind Tablets ausgezeichnet für die Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen geeignet. Das Sammeln und Strukturieren von Informationen ist ganz einfach, und mit dem Vorbereitungsmaterial kann mühelos gearbeitet werden – alles funktioniert besonders bequem, da das Tablet wie ein papiergebundenes Notizbuch verwendbar ist. Mithilfe von Dateiverwaltungsprogrammen auf den Tablets können Studierende ihre Dokumente aus Onlinequellen (z. B. aus dem Internet oder aus E-Mails) herunterladen oder von USB-Sticks kopieren. Die Ausbildenden sollten schon frühzeitig ein Bewusstsein dafür vermitteln, wie Dokumente vertraulich zu behandeln sind, insbesondere, wenn Cloud-Speicherdienste genutzt werden.

Papiergestützte Vorbereitungsdokumente können mithilfe der integrierten Kamera und der in vielen Anwendungen verfügbaren Scanfunktion mühelos direkt auf dem Tablet digitalisiert werden. Eine oder mehrere Seiten können erfasst und mittels optischer Zeichenerkennung in digital nutzbaren Text umgewandelt werden.

Sobald die Dokumente vollständig und organisiert sind, können Studierende mit den digitalen Äquivalenten von Schreibstiften, Textmarkern oder anderen Werkzeugen Kommentare hinzufügen. Auch wenn die Finger für das Kommentieren verwendet werden können, lässt sich dies mit einem Eingabestift viel präziser und ergonomischer durchführen. Die Kommentarfunktion ist nicht nur für das Hinzufügen von Hintergrundwissen nützlich. Noch wertvoller ist sie, um ein Redemanuskript für das Simultandolmetschen mit Text vorzubereiten.

Hinsichtlich des Terminologieaspekts der Vorbereitung können Apps auf Speicherkarten nützlich sein, insbesondere wenn sie auf der Methode der verteilten Wiederholung („Spaced Repetition“) beruhen. Es gibt spezielle Terminologiewerkzeuge für Dolmetscher/innen, die auf Tablets über den Webbrowser oder als mobile Apps verwendet werden können.

Konsekutivdolmetschen

Tablets können natürlich einfach verwendet werden, um auf Sitzungsunterlagen Bezug zu nehmen, Begriffe in einem Glossar nachzuschlagen oder eine Schnellsuche im Internet durchzuführen.

Darüber hinaus kann ein Tablet auch in ein Notizbuch für das tatsächliche Konsekutivdolmetschen auf dem Tablet verwandelt werden. Dazu können viele Notizen-Apps genutzt werden, wobei es letztlich auf die persönlichen Vorlieben ankommt. Wichtiger ist jedoch, dass das Tablet aktive Eingabestifte unterstützt: Sie lassen sich drahtlos mit dem Gerät verbinden, der Bildschirm wird nicht mit den Fingern verschmutzt und das versehentliche Tippen auf Schaltflächen wird vermieden. Möglicherweise erfordern einige zentrale Elemente des Konsekutivdolmetschens auf dem Tablet eine gewisse Anpassung und Praxis – wie etwa die Markierung des Anfangs des zu verdolmetschenden Segments oder die Verwendung eines „Spickzettels“ mit wichtigen Informationen.

Tablets können auch bei der Vermittlung der Notizentechnik unterstützen. Ausbildende können ihr Tablet mit einem Bildschirm oder Projektor verbinden, damit die Studierenden verfolgen können, wann Notizen bei einer Rede festgehalten werden. Alternativ dazu können Studierende ihren Bildschirm aufzeichnen, während sie Notizen machen, und diese Aufzeichnung anschließend wiedergeben, um Feedback von den anderen Studierenden oder den Ausbildenden einzuholen.

Simultandolmetschen, auch auf Dolmetschplattformen (SIDP)

Wie beim Konsekutivdolmetschen sind auch hier Tablets nützlich, um auf Sitzungsunterlagen Bezug zu nehmen, Begriffe in einem Glossar nachzuschlagen oder eine Schnellsuche im Internet durchzuführen. Darüber hinaus können Studierende Kommentare zu diesen Dokumenten hinzufügen, wichtige Teile hervorheben oder Änderungen nachverfolgen, wenn sie eine Sitzung ausarbeiten.

Beim Simultandolmetschen ist die Kommunikation mit den Dolmetscherinnen und Dolmetschern in den anderen Kabinen sowohl bei Präsenzsitzungen als auch bei Fernsitzungen sehr wichtig. Diese Kommunikation kann über Nachrichten-Apps, gemeinsam genutzte Dokumente oder Online-Whiteboards erfolgen. Bei Fernsitzungen kann das Tablet wiederum für Referenzen verwendet werden, während auf dem Hauptrechner die Sitzungssoftware läuft.

Abschließende Bemerkungen

Tablets können – wie moderne Geräte im Allgemeinen – für Dolmetscher/innen sehr hilfreich sein und ihre Arbeit erleichtern und effizienter machen. Während der Ausbildung ist es jedoch wichtig, eine Überforderung der Studierenden zu verhindern. Die Verwendung von Geräten kann zu einer größeren kognitiven Belastung führen und bei falschem Umgang die Leistung der Dolmetscher/innen beeinträchtigen. In der sicheren Umgebung eines Dolmetschkurses lässt sich der Einsatz von Geräten in denjenigen Bereichen, in denen sie einen Nutzen bieten, leichter üben. Die entsprechenden Kompetenzen werden sich als nützlich erweisen, wenn die Studierenden ihren Abschluss machen und in den Arbeitsmarkt eintreten.

ReBooth

Die Universität Bologna hat kürzlich ihre Onlineplattform für alle zugänglich gemacht. ReBooth ist eine Open-Source-Plattform für den Fernunterricht im Konferenzdolmetschen.

ReBooth ist aus einem intensiven Entwurfs-, Entwicklungs- und Testprozess hervorgegangen, dessen Ausgangspunkt InTrain war, eine Lehrplattform für Einzelsitzungen. Die Notwendigkeit, mit Studierendengruppen zusammenzuarbeiten, führte zur Entwicklung von ReBooth, einer Browser-Plattform für den Fernunterricht im Konferenzdolmetschen.

Über das System werden eine Ausbildende bzw. ein Ausbilder und eine Gruppe von Studierenden vernetzt (etwa sechs bis acht Personen; die genaue Zahl hängt von der Hardware und der Qualität der Verbindung des/der Ausbildenden ab), um Simultan- und Konsekutivdolmetschsitzungen durchzuführen.

ReBooth ist über GitHub verfügbar.

In diesem Video werden die Hauptfunktionen vorgestellt.